„Lieber Herr Kollege Mynarek, ich wollte noch dies sagen: ich bin Ihnen dankbar. Ehrlich und wahrhaftig. Ich habe, nachdem mir Ratzinger nicht half vor 20 Jahren 1987 in meiner Auseinandersetzung mit dem Bistum Essen, in der ich mich ständig auf ihn und sein Buch „Einführung in das Christentum“ und seine dortigen Ausführungen über die Jungfrauengeburt berief und man mir meinen Lehrstuhl wegnahm mit den Worten: „Was Ratzinger sagt, ist falsch, Sie dürfen sich nicht auf ihn berufen“ und ich ihn dann am 14. Juni 1987 vergeblich um Hilfe gebeten hatte, ich habe mich also danach nicht mehr mit seiner Theologie beschäftigt, ihn auch nicht mehr gelesen – ich dachte: aus Gründen, die ich nicht durchschaue, sagt er seine Meinung nicht mehr offen, er leidet unter JP II. ... Kurz, ich habe Ratzinger nicht mehr begriffen – er war doch so anders, was ist da geschehen. Und schließlich wusste ich auch gar nicht mehr, was genau mir an ihm gefallen hatte, an seiner theologischen Auffassung meine ich. Ich hatte also meinen Lehrstuhl verloren genau deswegen, weil ich mich auf ihn berief bezüglich der Jungfrauengeburt. ... Vorhang runter.

Durch Sie, Herr Mynarek, erinnerte ich mich: es waren genau diese Sätze, die sie zitierten, die meinem Mann und mir gefielen. Nach 26 Jahren JPII. hatte ich sie über dem Ärger über JPII. vergessen – über dem gleichen Un-fehlbarkeitswahn und Machtrausch, dem auch Benedikt erlegen ist. Was ich erst seit gut einem Jahr erkenne. Und dank Ihnen begreife ich, nun, WAS mir an Ratzinger damals eigentlich (von 1953 bis 1968) so gefallen hatte. ... Interessant, wie ein Mensch durch die Macht später in ein geistliches Delirium verfallen kann.“