Warum die Lebensarbeit von Hubertus Mynarek ... so unverzichtbar wichtig ist: Er öffnet die Augen vieler für die Wirklichkeit, und das ist nicht der geringste und ungefährlichste Beitrag eines Schriftstellers zur Wahrheitsfindung.

Der allgemeine Eindruck unter den Deutschen ist anders: noch immer halten sich nicht nur in traditionellen Kreisen, sondern beispielsweise auch unter den »Grünen« politisch höchst effektvoll verwertete Vorstellungen, die Gesellschaft, der Staat, die Nation bedürften zu ihrem Überleben oder zumindest zu ihrem humanen Leben der Religion, ja noch mehr; einer Organisation nach dem Modell der überkommenen Kirche. Deren Funktionäre tun denn auch alles, um solchen Irrsinn am Leben zu halten. Kein Wunder, sie leben, nicht zuletzt finanziell, davon. Daher sind noch immer viel zu viele Menschen falsch erzogen und entsprechend manipuliert, sobald sie meinen, ohne einen Bezug zu Gott, vermittelt durch die herkömmlichen Kirchenbeamten, gehe der Mensch, der Staat in die Irre...

Kirchenfreie Menschen stehen nicht am Abgrund des Humanum, stürzen nicht in eine moralische oder ethische Lehre, sind nicht von vornherein zur Schandtat bereit. Zumindest sind sie nicht schlechter als jene, die sich zu einer Kirche bekennen! Im Gegenteil. Soll schon aufgerechnet werden: Die überkommenen Großkirchen sind historisch und aktuell von so viel Unmenschlichkeit geprägt, dass es eine Zumutung ist, als ein Mensch, der sich von derlei hat befreien können, ausgerechnet von dieser Seite Appelle an eine traditionelle Moral entgegennehmen zu müssen. »Die Moral existiert. Unmoralisch ist das Christentum« (Albert Camus). Der lange Marsch durch die Institution Kirche, die Ereignisse nach dem Kirchenaustritt beweisen genug. Unsereins benimmt sich, aus Gründen des guten Geschmacks, in den Kirchen anständig. Zu hoffen bleibt, dass sich Katholiken in den Bezirken des Geistes eben so benehmen. Sich von den Priestertypen, die Mynarek kenntnisreich und entsprechend angefeindet beschreibt, solches zu erhoffen, ist vergeblich. Das politisch folgenlose, individuelle Lamento sollte denn auch erledigt sein. Wer sich mit der Organisation anlegt und ihr die Überlebensfähigkeit abspricht, darf am allerwenigsten mit Schonung rechnen. Nichts ist rachsüchtiger als christliche Demut; wer sich mit Demütigen befasst, besudelt sich. Wer seine Verfolgung beklagt, steht erst am Anfang des sozialen Wissens. Kirchenkritik ist, wenn sie ihren Namen verdient, eine nüchterne Sache, kommt sie von außen, potenziert sich die Kühle. Ich empfinde Langeweile, wenn ich mir ständig dieselben »Sinnfragen« aufdrängen lassen soll, als rühre die Kirche (Theologie) an irgendein anderes als an ein hausgemachtes Problem. Sollen wir uns da noch darüber wundern, wie jämmerlich wenig die hochdotierten theologischen Universitätsfakultäten zum Geistesleben der Republik beitragen? Da bleiben, ebenso wie beim Religionsunterricht, alljährlich Milliarden fehlinvestiert, und kein Finanzminister, keine Kultusministerin, kein Parlament schert sich darum. Eine Schande für die Demokratie, die allein die politische Klasse der hochmögenden staats- und kirchentragenden Kräfte zu verantworten hat.

Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken fragte mich nach einer Talkshow über den Tisch, wer mich so verletzt habe. Antwort: Niemand. Kein Bischof, kein Berufskatholik schaffte es, mir zu nahe zu treten. Alle schienen Angst vor der Diskussion von Sachproblemen gehabt zu haben, und selbst in den härtesten Auseinandersetzungen brauchte ich niemals bloß zu reagieren. Schaue ich zurück, bin ich froh: Die ersten Schritte gegangen zu sein, die Themen vorgelegt und nicht nachgebetet zu haben, erscheint verglichen mit dem gewohnten Gehabe in Kirchenkreisen wie ein Glücksfall. Gerade diese Tatsache verbindet mich, von den Einwänden abgesehen, die ich gegen manche Thesen Mynareks habe, mit diesem Autor: Er ist originell ... Nach wie vor gibt es zu denken, dass die Institution Kirche in den Herzen der von ihr Beherrschten Angst verbreitet und alles daran setzt, Menschen wie Hubertus Mynarek lebenslang zu verfolgen, die zu recht Befreier von dieser Angst genannt werden dürfen.

Nochmals Prof. Herrmann (und zwar in seiner Besprechung von Mynareks Buch „Die Neue Inquisition“):

„Es gibt wenige Bücher, von denen ich mir wünschen würde, dass ich sie selber geschrieben hätte. Mynareks Buch ist ein solches. Es ist ein Standardwerk. Es war überfällig, und es ist hervorragend geschrieben ... Ich empfehle Staatsanwälten, Richtern, Verfassungsschützern... die Lektüre dieses einen Buches, das kenntnisreich und engagiert den Zustand beschreibt, den die geistige Verwahrlosung in diesem unserem Land erreichte. Mynareks Werk gehört in jede Bibliothek, und wer Jugendlichen einen Dienst erweisen will, halte sie an, dieses Buch zu lesen. Sie lernen daraus mehr über die innere Gefährdung der Demokratie als aus einem Dutzend Verfassungsschutzberichte.“