Zum Problem des Transhumanismus
Bei einigen Hirnforschern, die sich dem herrschenden Zeitgeisttrend anbiedern, geistert im Hinter- und Untergrund ihrer Hypothesen noch immer das alte Vorurteil herum, der Geist müsse aus der Materie entstanden sein. Das hängt auch damit zusammen, dass manche Biologen und Physiologen die Errungenschaften der modernen Physik nicht erkennen oder nicht genügend zur Kenntnis nehmen. So wissen sie nicht oder verdrängen, dass wir die Materievorstellung der Newtonschen Physik und der darauf aufbauenden philosophischen Materialismen des 19. Jhdts., der Büchners, Moleschotts, Vogts’ wie der Altmarxisten Marx, Engels, Lenin und Stalin, längst hinter uns gelassen haben, dass die Materie selbst sich vergeistigt hat, keine grobe klotzförmige Wirklichkeit ist, sondern sich energetisch, wellenförmig, feldmäßig sublimiert und subtilisiert hat, dass sie als Widersacherin des Geistes, gar als seine Erzeugerin überhaupt nicht mehr taugt. Sie erscheint eher umgekehrt als Produkt des Geistes, der sich in ihr und ihrer höchsten Spitze und Krönung, dem Gehirn, diesem Triumph der Biosphäre, inkarniert.
Manche Biologen, Neurologen, Hirnphysiologen haben sich kaum ernsthaft mit den atemberaubenden Erkenntnissen der modernen Physik befasst. Ihnen ist praktisch entgangen, dass im Rahmen der Forschungsergebnisse der Atomphysik die Materie immer mehr ihre massive Festigkeit verlor, immer energetischer, wellenartiger, dünner und transparenter wurde, ja von manchen führenden Quantenphysikern sogar nur noch als mathematisches Symbol gehandelt wird. Wenn sich die Hirnforscher dies zur Erkenntnis und Reflexion brächten, würden sie nicht mehr die Materie als Produzentin des Geistes proklamieren.
Tiefes Nachdenken führt stets von der Physik zur Meta-Physik. Selbst die Quantenphysik der Einsteins, Plancks, Heisenbergs, Schrödingers, Eddingtons ist zur Metaphysik geworden! Nur ein Denken, das an der Oberfläche der Dinge verharrt, bleibt physisch.
Wo am Anfang alles Forschens und Suchens nicht das Wissen um die letzte Unerforschlichkeit des Seins und der Achtung und Ehrfurcht vor diesem Geheimnis stehen, dort sinkt Wissenschaft stets zu einer sich überheblich gebenden Pseudo- und Reduktionswissenschaft ab.
Nun gibt es ja ein ganz neues Gebiet zwischen Technik und Naturwissenschaft, das Gebiet der künstlichen Intelligenz, mit der sich der Traum eines neuen, alles Bisherige überschreitenden Übermenschen verbindet. Es ist das Forschungsgebiet des Transhumanismus.
Aber auch die grandiosesten Lernmaschinen, die man bisher gebaut hat, zeigen „keinen Funken Verstand“, sind „dumm wie ein Sieb“. Der von der Google-Tochter Deep Mind konstruierte Schach-Titan schlug nach Ausprobierung zahlloser Blitzpartien gegen sich selbst das bislang beste Schachprogramm mit spielender Leichtigkeit. Aber die Hoffnung, dass damit der Weg zu einer ganz neuen Generation „sich selbst beflügelnder Computerintelligenz“ eröffnet sei, erfüllt sich nicht. Der Schach-Titan war ein „Mirakel beschränktester Fachidiotie“. Er könne nicht einmal einen Menschen in einer Partie „Mensch ärgere dich nicht!“ schlagen, weil ihm dafür erst wieder ein neues Lernprogramm eingesetzt werden müsste. Man nehme ein Brettspiel mit 19 x 19 Feldern. Auf diesem Spiel ist die lernfähige Software AlphaGo absoluter Meister. Verändert man allerdings das Brett auf 18 x 18 Felder, verliert dieser Computer total die Orientierung.
Auch die besten Computer sind nicht viel schlauer als ein ganz normales Sieb. Man programmiert sie auf das „Erkennen“ bestimmter Muster und schüttet dann eine Menge auch noch anderer Muster hinein. Herauskommen werden nur die Muster, auf die der Computer programmiert war. Das Lernen der künstlichen Intelligenzmaschinen ist etwas ganz anderes als das menschliche Lernen. Ersteres funktioniert nur, wenn man den Computer mit einer Menge Daten zum Trainieren gefüttert hat. Eine Maschine braucht Tausende von Bildern und zahllose Trainingsdurchgänge, um dann immer die gewünschten Bilder zu erkennen. Fazit: Diese Apparate, oft mehrstöckige, komplizierte Ungetüme, lassen keinerlei eigenständig agierende Intelligenz erkennen. Die Fehler, die sie machen, beweisen einen Abgrund des Unverstandes, sie begreifen nicht das Mindeste. Der menschliche Erfindergeist konstruiert immer raffiniertere Computer, aber die Werkzeuge, derer er sich bedient, werden davon nicht schlauer. „Das neuronale Netz perfektioniert sich stets nur für eine einzige, eng umgrenzte Aufgabe. Für die nächste beginnt es wieder von vorn, bei Null… Voraussagen jeglicher Art über ein Heraufdämmern menschenähnlicher Intelligenz sind bis auf Weiteres sinnlos“ (siehe zu den letzten beiden Absätzen: M. Dworschak, „Dumm wie ein Sieb“, in: Der Spiegel 2/2018, S. 104-106)
Wie sagt es doch David Gelernter, Professor für Computerwissenschaft an der Yale University: Selbst der perfekteste „Supercomputer wird nie ein Bewusstsein wie der Mensch erlangen, er wird keinen Daseinsmodus haben, er wird keine Emotionen fühlen, er wird nicht in der Lage sein, die Welt zu erleben und sich etwas vorzustellen.“
Zur Ergänzung und Vertiefung siehe man die drei Bücher von Hubertus Mynarek:
„Mystik und Vernunft“ – 3. Auflage, demnächst im NIBE-Verlag, Alsdorf
„Vom wahren Geist der Humanität“ – 1. Auflage 2017, NIBE-Verlag, Alsdorf
„Die Neuen Atheisten“ – 2010, Verlag die Blaue Eule, Essen
- Erscheinungsdatum: 16. Januar 2018