Einzige Alternative: Kirchenaustritt
Der aussichtslose Kampf der Frauen in der Kirche
Die Lage der Frauen in der römisch-katholischen Kirche ist desaströs. Sie werden in dieser hierarchisch organisierten Männerkirche immer die zweite Geige spielen, immer eine untergeordnete Schicht bleiben.
Erstaunlich, dass dieser Sachverhalt so logisch ist und trotzdem nur ein relativ kleiner Teil der Frauen in der Kirche das durchschaut bzw. zuzugeben bereit ist.
Selbst die ein paar hundert Frauen, die den Mut hatten, trotz striktem Verbot, erlassen von Papst und kirchlichem Lehramt, sich von einem abtrünnigen Bischof zu Priesterinnen weihen zu lassen, blieben auf halbem Wege stehen. Denn sie hoffen wider jede Hoffnung, dass der jetzige Papst oder künftige Päpste doch ein Einsehen haben und die Priesterschaft der Frauen legitimieren und legalisieren werden. Unter ihrer Kirchenstrafe, der Exkommunikation, weil sie sich doch trotz Verbots zu Priesterinnen weihen ließen, leiden sie schwer. Sie sind traurig, weil sie sich nicht mehr ganz zur communio catholica gehörig fühlen dürfen.
So paradox es klingt, als Priesterinnen ernst und für voll genommen zu werden geht in Wirklichkeit nur über den Austritt aus der römisch-katholischen Kirche und die Bildung einer neuen Gemeinschaft, in der aus echt religiösen Motiven wirklich alle dazu Gehörigen gleich und gleichberechtigt sind. Das wäre die Neue Kirche, die durch eine große Kluft von der verbohrten, petrifizierten, wesensmäßig uneinsichtigen, zu keiner Preisgabe auch nur eines ihrer Privilegien bereiten und gerade dadurch erstarrten und letalen Männerkirche getrennt wäre.
Viele Frauen in der Kirche, mögen sie noch so intelligent und gebildet sein, wollen nicht einsehen, dass wir in der Gestalt der römisch-katholischen Kirche kein Werk Gottes vor uns haben, sondern ein willkürlich, aus rein maskulinem Machtdenken heraus ersonnenes Konstrukt, einen Männerclub, der sich genau so wie andere Männerclubs, zum Beispiel die Freimaurer, seine eigenen Regeln und eben auch die Regel für den Ausschluss der Frauen von den höheren Ämtern und Rängen zurecht zimmert.
Die Frauen in der Kirche brauchten auch gar kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie sich entschließen sollten, die Kirche zu verlassen. Die Mehrzahl der Frauen in der Kirche steht ja noch immer unter dem von den Herren der Kirche jahrhundertelang eingehämmerten Eindruck, die römisch-katholische Kirche sei die einzig wahre Kirche Jesu Christi und die Trennung von ihr sei sogleich auch der schreckliche Abfall von ihrem geliebten Jesus. Wegen dieser Lüge und auf ihrer Basis betonen diese Herren auch unaufhörlich, dass sie ihr Verbot der Frauenordination von Jesus selbst herhaben. Damit wollen sie diesem Verbot eine noch größere Autorität und Authentizität verleihen.
Dabei steht für alle auch nur einigermaßen ernstzunehmenden Exegeten und Analysten der biblischen Texte unzweideutig fest, dass der Jude Jesus keine christliche Religion, keine römisch-katholische Kirche und kein Priestertum gestiftet hat. Jesus war zutiefst verwurzelt in seiner mosaisch-hebräischen Religion und spürte den mächtigen Willen in sich, das jüdische Volk zu bekehren, dessen Religion ethisch zu vertiefen und es seinem geliebten Vater im Himmel in Bälde, d.h. noch zu seinen Lebzeiten, zuzuführen.
Die Evangelisten, noch nicht so raffiniert wie die Konstrukteure der frühkatholischen Kirche, ließen deshalb in den von ihnen niedergeschriebenen Texten noch die Selbstaussagen und Missionsaufrufe Jesu stehen, die den ursprünglichen Willen Jesu bezeugen: „Ich bin nur gesandt zu den Schafen des Hauses Israel“; „Geht (bei der euch von mir befohlenen Mission) nicht in die Städte der Heiden“; ja er betont sogar bei der Heilung der Tochter der heidnischen, syrophönizischen Frau die Auserwähltheit seines Volkes, während er die Heiden mit Hunden vergleicht.
Nachweislich stellt die am Ende des Markusevangeliums stehende Aufforderung Jesu an die Jünger, in alle Welt zu gehen und somit auch alle Heiden zu taufen, einen späteren Einschub von an biblischen Texten herumhantierenden frommen Dienern der Kirche dar.
Nach biblischem Narrativ, wie er gleich am Anfang der Bibel steht, erteilte Gott den Menschen die Aufgabe, die Natur zu ordnen, zu pflegen und zu hegen und dazu noch die Willensfreiheit, ohne welche sie diese Aufgabe nicht erfüllen konnten. Aber eine römisch-katholische Kirche mit einem Papst an der Spitze und einer exklusiv männlichen Oberschicht zu gründen, hatten nach dieser Erzählung weder Gott noch Jesus im Sinn. Die frühkatholische Kirche und ihre dann erfolgende Ausbreitung sind eine Erfindung und Maßnahme der antiken römischen Kaiser und ihrer Lakaien in Gestalt des frühkatholischen Klerus. Insofern brauchten mündige katholische Frauen nicht die geringsten Gewissensbisse im Falle der Gründung einer unabhängigen Gemeinschaft, Religion oder Kirche zu haben.
Wenn sie diesen Schritt nicht wagen, bleiben sie die braven Schäflein des sie zynisch ausbeutenden Klerus, der heute schon die Verwaltung der Pfarrgemeinden ohne die Frauen gar nicht schafft, ihnen aber eben nur den Männern dienende Aufgaben zuschiebt. Ohne die Dienste der Frauen ist die Papst- und maskuline Priesterkirche dem Untergang geweiht!
Papst Franziskus, der sein Pontifikat mit der enthusiastischen Utopie begann, eine „Kirche der Armen“ durchzusetzen mit einer grundlegenden Reparatur aller Standesunterschiede und Privilegien, hat sich als wankelmütiger, hin und her lavierender, verbal fortschrittlicher, im Grunde aber stets der traditionalistischen Herrschaftsschicht im Vatikan folgender Schwächling, ja Feigling erwiesen, der an der Alleinherrschaft des Klerus absolut nichts ändern will.
Beweise unter vielen sind die offizielle Kritik und Rüge des Papstes an der Reformsynode der deutschen Bischöfe, die Nichtauslieferung der vatikanischen und diözesanen Geheimpapiere zum Missbrauch von Kindern und Jugendlichen an unabhängige Anwälte und die neueste Enzyklika von Papst Franziskus, in der er schon im Titel die Frauen weglässt und nur die Männer anspricht. Er überschreibt nämlich sein päpstliches Rundschreiben mit „Fratelli tutti“, also auf Deutsch mit „Alle 3 Brüder“, womit sich sogleich viele katholische Frauen aufgrund dieser Anrede ausgeschlossen fühlten. Der Mann an der Spitze der deutschen Bischöfe, der Limburger Bischof Georg Bätzing, beeilte sich sogleich in „vorbildlichem“ Gehorsam gegenüber dem obersten absoluten und unfehlbaren Monarchen der Kirche zu erklären, dass die neueste Enzyklika ein „eindrücklicher Appell“ für weltweite Solidarität sei und ein „dringliches Werben“ darum, „die Würde jedes einzelnen Menschen“ zu wahren. Das Schreiben des Papstes werde ein „starker Impuls“ auch für die Deutsche Bischofskonferenz sein.
Im Grunde also nicht der kleinste Versuch einer Korrektur an den „Fratelli tutti“ und nicht mal ein Nachgeben gegenüber dem Vorschlag einer Reihe von Katholiken, wenigstens in die Überschrift der deutschen Übersetzung der Enzyklika das Wort Geschwisterlichkeit einzubringen, womit dann doch wenigstens einigermaßen und minimalistischerweise die Frauen mitgemeint wären.
Nein, liebe Frauen in der römisch-katholischen Kirche! Nie wird ein Papst und nie ein oberstes katholisches Lehramt den Ausschluss der Frauen vom Priesteramt zurücknehmen. So mancher kleine Pfarrer, ja sogar einige wenige Bischöfe, die ihre weiblichen Pfarrkinder nicht verlieren wollen, da sie sie ja zur Aufrechterhaltung der Seelsorge und der administrativen Tätigkeiten brauchen, trösten hinter vorgehaltener Hand das weibliche Dienstpersonal mit der Hoffnung, es werde doch noch eher oder später die kirchenamtliche Erlaubnis zur Priesterweihe von Frauen geben. Das ist nur milde Täuschung, Illusion, Irreführung! Wollt ihr Frauen charakterlich fest und geradlinig bleiben, dann bleibt euch nur der Ausweg aus der Kirche.
Eine nicht ganz so utopische Hoffnung bleibt den katholischen Frauen allerdings. Nach ihrem Kirchenaustritt bricht das Wrack des Herrenschiffes Kirche mit Sicherheit endgültig auseinander, und möglicherweise kommen dann sogar die Herren der Kirche demütig-bettelnd zu ihnen, klopfen an ihre Türen und bitten untertänigst um Einlass in die neue, freie und gleiche Gemeinschaft der Frauen, weil sich ihre eigene Altkirche endgültig den Todesstoß eingefangen hat.
Folgende Bücher Mynareks zur Vertiefung und weiteren Begründung des Ganzen:
- Papst Franziskus. Die kritische Biographie, Tectum-Verlag Marburg 2015 (inzwischen als Abteilung geführt im Nomos-Verlag Baden-Baden, ISBN 978-3-8288-3583-2).
- Herren und Knechte der Kirche, 3. Auflage, Freiburg 2010, Ahriman-Verlag, ISBN 978-3-89282-504-9.
- Papst-Entzauberung, Norderstedt 2007, BOD-Verlag, ISBN 978-3-8334-8033-1
- Der polnische Papst. Bilanz eines Pontifikats, Freiburg 2005, Ahriman-Verlag, ISBN 978-3-89484-602-2.
- Die neue Inquisition, Alsdorf 2018, NIBE-Verlag, ISBN 978-3-947002-61-0.
- Eros und Klerus, 6. Auflage, Alsdorf 2018, NIBE-Verlag, ISBN 978-3-947002-57-3.
- Warum auch Küng die Kirche nicht retten kann, Baden-Baden 2012, Tectum im Nomos-Verlag, ISBN 978-38288-3020-2.
- Erster Diener seiner Heiligkeit, 2. Auflage NIBE Media, Alsdorf 2019, ISBN 978-3-947002-65-8.
- Erscheinungsdatum: 12. Oktober 2020