Eine kritische Erwiderung

Einer der prominentesten Theoretischen Physiker der Gegenwart, bekannt durch seinen Weltbestseller „Eine kurze Geschichte der Zeit“ (1988), lehrte u. a. an der University of Cambridge, war der Gründer eines „Center for Theoretical Cosmology“ an dieser Universität. Stephen Hawking wird von vielen Atheisten wie eine Gottheit verehrt, weil er vermeintlich im Prinzip schon alle Rätsel der modernen Kosmologie gelöst, Gott als nicht denknotwendig für das Verständnis des Universums erkannt habe.

Persönlich sieht sich Hawking bescheidener: „Ich bin der Archetypus des behinderten Genies. Doch ob ich ein Genie bin, kann bezweifelt werden“. Andererseits war er keineswegs abgeneigt, soweit es seine äußerst labile Gesundheit erlaubte, alles mitzumachen, was ihn immer noch populärer machte; zahlreiche Vorträge in Fernsehen und Rundfunk, Filmheld in TV-Spielfilmen, zahlreiche Dokumentationen über seine Forschungen, sogar Gastauftritte in TV-Serien wie „Raumschiff Enterprise“, „The Big Bang Theory“ und „Futurama“. Es gibt ihn sogar als Zeichentrickfigur bei den „Simpsons“ und als „Lego-Figur“.
Wie gesagt, dieser Wissenschaftler ist für viele Atheisten der Welterklärer schlechthin, der überzeugende Theoretiker einer Welt ohne Gott.
Schaut man aber genauer hin, dann merkt man, dass Hawking immer nur unbewiesene Hypothesen anzubieten hat. Viele seiner „großartigen“ Erkenntnisse und Entdeckungen fangen mit »Wenn« an. Also: „Wenn die Raumzeit keine Grenzen hat, wäre der Urknall erklärbar und die Zeit hätte einen Anfang“.
„Wenn Krümmung, Dichte und Temperatur unendlich werden, ist die Entstehung des Universums im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie unerklärlich“.
„Wenn das Universum künftig kollabiert, dreht sich der Zeitverlauf nicht um“.
Wenn das Universum vollständig erklärt wäre, wäre das „der endgültige Triumph der menschlichen Vernunft, denn dann würden wir Gottes Plan kennen“.
„Wenn Schwarze Löcher restlos verdampfen, wäre womöglich die Quantenphysik und Energieerhaltung obsolet“.
„Wenn das Universum wirklich völlig in sich selbst abgeschlossen ist, wenn es wirklich keine Grenze und keinen Rand hat, dann hätte es auch weder einen Anfang noch ein Ende: Es würde einfach sein. Wo wäre dann noch Raum für einen Schöpfer?“

Doch Hawking gibt zu, dass „es rätselhaft bleibt, warum es die Naturgesetze überhaupt gibt und weshalb sie so sind, wie sie sind, wie es zum Urknall kam und warum er genau dieses Universum hervorbrachte“.
Hawking spekuliert: „Wenn das Universum unendlich wäre und eine große Vielfalt von Universen beherbergte, dann wäre Gott als Schöpfer überflüssig, weil nach dem Zufallsprinzip dann eben auch unsere uns so logisch vorkommende Welt von allein hätte entstehen können.“

So endet auch Hawking wie viele andere Atheisten bei der resignierenden Aussage, dass das Universum aufgrund eines immens unwahrscheinlichen Zufalls entstanden sei, eines Zufalls, den man nicht mehr weiter erklären könne. Deswegen betont auch der Atheist Bertrand Russell, das Universum sei „einfach vorhanden und das ist alles“. Und Richard Feynmann, oft als der bedeutendste Physiker seit Einstein gerühmt, betonte, man könne nur darauf hoffen, zu erklären, wie die Dinge funktionieren, nicht aber, warum sie so funktionieren. Daher müssten wir die Natur einfach so akzeptieren, wie sie ist, nämlich absurd. lm Grunde folgt Hawking zu diesem Punkt dem eben erwähnten Feynmann, wenn er zwar triumphierend verkündet: „Wissenschaft wird gewinnen, weil sie funktioniert“, aber auch er nicht angeben kann, warum sie so und nicht anders funktioniert.
Auch eine Vielzahl von Welten, ein Multiversum, braucht ja einen zureichenden Grund für seine Existenz. Der Hinweis auf den Zufall als Ursache spiegelt nur die Ratlosigkeit jener theoretischen Physiker, die immer neue, bezüglich ihrer Existenz völlig unbewiesene weitere Welten postulieren (Hypothesen-Inflation!), um der letzten Frage nach dem Urgrund alles Seienden aus dem Weg zu gehen.
lm Grunde wäre auch Hawking zum guten Schluss mit Richard Dawkins und vielen anderen Atheisten, die im Grunde Agnostiker sind, damit einverstanden, dass der Urgrund alles Seienden doch ein bisschen Hilfestellung leistet, sozusagen als reduzierter Designer agiert, „der die Naturgesetze erlässt, die physikalischen Konstanten einstellt oder den Urknall zündet“, ansonsten aber sie und die ganze Welt einfach nur in Ruhe lässt. Oder wie es Dawkins formuliert hat: Er wünsche sich nur „ein bisschen deistische Mitwirkung bei den Anfangsbedingungen des Universums, so dass über lange Zeiträume hinweg Sterne, Elemente, Chemie und Planeten entstehen konnten und die Evolution des Lebens stattfand“.

Ziemlich am Anfang seines Forschens formulierte Hawking: „Mein Ziel ist einfach: das vollständige Verständnis des Universums – warum es ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert“. Das Ziel hat Hawking nicht erreicht. Ja, wenn das liebe Wenn nicht wär`! Wenn wir „eine einheitliche Theorie der Materie und Kräfte hätten, könnte sie das Rätsel des Urknalls und der Schwarzen Löcher lösen“. Fazit: Es bleibt alles bei Hypothesen und Postulaten! In Wirklichkeit schwächt Hawking den Wert all seiner Theorien durch seine „modellabhängige wissenschaftliche Epistemologie“ auch selbst ab, nämlich dadurch, dass er eine Vielzahl unterschiedlicher Wahrheitsmodelle zum selben erforschten Objekt für möglich hält. O-Ton Hawking: „Wenn es einem … Modell gelingt, Ereignisse zu erklären, billigen wir in der Regel ihm sowie den Elementen und Konzepten, aus denen es besteht, den Status der Wirklichkeit oder absoluten Wahrheit zu. Doch es kann verschiedene Möglichkeiten zur Modellierung ein und derselben physikalischen Situation geben, wobei jeweils verschiedene fundamentale Elemente und Konzepte verwendet werden. Wenn zwei solche physikalischen Theorien oder Modelle dieselben Ereignisse exakt vorhersagen, lässt sich nicht behaupten, das eine sei realer als das andere“.

Die Physikerin Sabine Hossenfelder vom Frankfurt Institute for Advanced Studies deckt in einer Klarheit und Offenheit ohnegleichen die Grenzen, Einschränkungen, Fehler, Irrtümer und Illusionen ihrer Fachbranche auf.
Z.B. spricht sie von „schwindelerregenden Geistergebilden wie beispielsweise dem Weltmodell des Multiversums. Dem zufolge sind nach dem Urknall unendlich viele verschiedene Universen entstanden, und das unsere ist nur eines davon. Die These zu beweisen ist prinzipiell nicht möglich. Solche Spekulationen haben in der Wissenschaft nichts zu suchen“.

Ergänzendes und weiterführendes zu diesem Artikel:

H. Mynarek, Moderne Denker der Transzendenz
NIBE Media, Alsdorf 2019, ISBN: 978-3-96607-021-8,
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Erscheinungsdatum: 04.07.2019